Pension Andreas, Wien

Als ich vor ungefähr 20 Jahren zum ersten Mal dienstlich nach Wien musste, wurde ich in der Pension Andreas untergebracht. Als ich im November wieder einmal dienstlich nach Wien reiste, war mir nostalgisch zu Mute und ich beschloss, wieder einmal ein Zimmer dort zu buchen. Was soll ich sagen: Viel hat sich dort in den letzten 20 Jahren nicht verändert.

Der Hauseingang ist nach wie vor seltsam. Man öffnet die Haustür und steht in einer riesigen Eingangshalle, in der ein Auto parkt. Das ist irgendwie irritierend. Es ist aber klar ersichtlich, dass man nach links zum Lift kommt. Dort ist auch schon die Pension Andreas angeschrieben. Die Rezeption hat wohl das, was man Altwiener Flair nennt: dunkles Holz, rote Stoffe. Der Portier wirkte etwas unbeholfen.

Mein Zimmer befand sich am Ende des Ganges und war nichts Besonderes, aber völlig in Ordnung.

Das Zimmer war recht klein, aber mehr hatte ich auch nicht erwartet. Es war sauber und hatte alles, was man brauchte. Der Fernseher allerdings war etwas gewöhnungsbedürftig. Die ersten 50 Sender gingen so gut wie gar nicht, waren grob verpixelt oder hatten gar keinen Empfang. Ich bin sogar schon raufgestiegen und habe geprüft, ob die Kabel fest saßen. Dann bewies ich allerdings Geduld und zappte weiter und ab dem 60. oder 70. Platz kamen dann die funktionierenden Sender. Da wäre ein Hinweis irgendwo in den Zimmerunterlagen nett gewesen.

Gratis W-Lan gab es auch nicht wirklich, obwohl es bei der Buchung so angepriesen wurde. Stattdessen lag dieses Informationsblatt am Schreibtisch:

Das hat mich schon etwas verwundert und ich fühlte mich leicht an die Zeit vor 20 Jahren erinnert. Allerdings hätte es dort W-Lan nicht einmal gegen Bezahlung gegeben…

Dann war da natürlich auch noch ein Badezimmer, das wieder sehr klein ausgefallen ist.

Dieses Bad hatte eine Besonderheit. Auf den ersten Blick fiel es mir gar nicht auf, sondern erst beim ersten Hinsetzen. Wenn man sich auf die Toilette setzt, muss man sich wirklich sehr aufrecht hinsetzen, da das Waschbecken unmittelbar vor einem ist. Bei etwaigem Brechdurchfall stelle ich mir das sehr praktisch vor. Wenn man allerdings gesund ist, ist es doch sehr unbequem.

Das Bett hingegen war sehr bequem. Auch hier fand ich den Polster super. Das gepolsterte Kopfteil des Bettes war auch nett.

Ich habe sehr gut geschlafen. Bei genauerem Betrachten waren die Betten allerdings schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Da dürften wohl schon ein paar Koffer vorbeigeschrammt sein… Und das können Sie jetzt deuten, wie Sie wollen.

Jetzt muss ich allerdings zu einem wirklichen Schwachpunkt der Pension Andreas kommen. Das ist das Frühstück. Da hat sich in den letzten 20 Jahren nichts getan. Die hässlichen Aluminiumbehälter für Kaffee und heißes Wasser sind vermutlich noch immer die selben. Der Kaffee war mit Abstand der schlechteste, den ich jemals getrunken habe. Wobei ich das so eigentlich gar nicht sagen kann, da er nach nichts geschmeckt hat. Gefärbtes Wasser trifft es eigentlich ganz gut. Ich war sogar kurz am Überlegen, ob das echter Kaffee oder Kaffeeersatz war. Dann war da auch noch Saft in einem riesigen Behälter. Der schmeckte dermaßen chemisch, dass einem Dreh&Drink dagegen wie ein 100% Bio-Fruchtsaft vorkommt.

Was gab es noch? Billigen Pressschinken, Extrawurst, fetten Schinken und billig aussehenden Käse, dann noch die üblichen abgepackten Leberaufstriche, eine Sorte Muesli und jede Menge aufgeschnittene Gurke. Und dann waren da noch eine Schüssel mit Joghurt und Eier. Bei letzteren war nicht klar, ob hart oder weich. Zumindest gab es mehrere Brotsorten zur Auswahl.

Ich war nicht die einzige, die bei dieser Auswahl etwas baff war. Auch eine andere Dame stand ratlos vor dem Buffet. Sie nahm sich nach einiger Überlegung einen Tee und ging dann sogar noch einmal zum Buffet, nur um dann wieder ohne Teller in der Hand zurückzukehren.

Kleiner Funfact am Rande: Beim Bezahlen des Hotels hat man mir erst auf Anfrage eine Rechnung gegeben. Das fand ich auch etwas eigenartig…

Fazit: Die Pension Andreas mutet etwas anachronistisch an. Man fühlt sich um Jahrzehnte zurückversetzt. Das ist nicht wirklich schlimm, da der Zimmerpreis von 54,- Euro für die Lage wirklich sensationell ist. Da verzeiht man auch das lausige Frühstück. Allerdings nur fast, denn der Kaffee geht wirklich einfach gar nicht. Nostalgiker werden sich dort wohl fühlen – ich ehrlich gesagt nicht.

Meine völlig subjektive Bewertung: 3 von 10 Malzkaffees

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