Heute gibt’s wieder einmal was ganz Feines. Ich habe schon viel über den Steira Wirt in Trautmannsdorf gehört. Bestes Gansl, super Essen überhaupt., erdig und gut, Fernsehkoch, blablabla. Ende Juni war es soweit und ich war endlich dort und konnte überprüfen, ob die ganzen Vorschusslorbeeren gerechtfertig sind oder nicht.
Schon bei der Onlinereservierung mussten wir angeben, ob wir uns für die Wirtshausküche oder die Gourmetideen entscheiden. Da meine Mama dabei war, die es kulinarisch lieber traditionell hat, haben wir uns für die Wirtshausküche entschieden. Zum Glück war es an diesem Tag richtig schön und wir konnten im Gastgarten Platz nehmen.
Der ist wunderschön und wirklich groß. Von der Terrasse sieht man auf die Hügel des Umlandes. Ein Brunnen oder Teich plätschert vor sich hin, die Weinlaube schützt vor Sonneneinstrahlung. Kräuter säumen die Veranda und eine Eidechse genoss die Sonne auf der Steinmauer.
Das Personal war sehr freundlich und brachte gleich die Karte. Die bot bei den Vorspeisen bewährte Klassiker wie Beef Tatar, aber auch Sashimi von der Forelle.
Zuerst gab es aber auf jeden Fall einmal den Gruß aus der Küche. Und er war reichlich:
Das Foto ist leider durch das Licht- und Schattenspiel der Laube nicht so berühmt. Aber man kann vielleicht erahnen, dass der Gruß durchaus reichlich war. Zentral in der Mitte auf der Platte gab es einmal Salami. Supergut. Das Brot im Körbchen war auch durchwegs sehr gut. Links neben dem Brot gab es Maistortillas, wenn ich mich richtig erinnere. Die waren super knusprig und fein im Geschmack.. Gegen den Uhrzeigersinn gab es darunter ein Schälchen mit einem Aufstrich. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mehr genau, was es war. Aber ich glaube, es war irgendeine Leberpastete. Im Schälchen unter der Salami war Rettich mit einem Dip. Der Rettich war, typisch Rettich, recht geschmacksneutral. Vom Dip habe ich ehrlich gesagt nicht wirklich viel geschmeckt. Im letzten Schälchen war noch ein Aufstrich mit roter Beete. Weil der farblich so schön war, gibt es ein eigenes Foto:
Der war auch wirklich gut. Was soll ich sagen: Der Gruß aus der Küche war wirklich mehr als reichlich. Alles war sehr gut. Und wäre ich eine gute Bloggerin, hätte ich aufgeschrieben, was das alles im Detail war.
Aber damit nicht genug, kam noch ein Gruß aus der Küche. Ein kaltes Gurkenschaumsüppchen mit einem Spieß.
Ja, ich gestehe – ich weiß nicht mehr, was für ein Spieß es war. Irgendwas mit Faschiertem und auf jeden Fall sehr, sehr gut. Super Konsistenz, fein gewürzt und in Kombination mit dem Gurkenschaumsüppchen ein Wahnsinn. Wirklich sehr gut – und ich war dann ja auch schon fast ein bisschen satt, bevor die eigentlich von uns bestellten Speisen gekommen sind.
Mein Freund hatte als Vorspeise das Forellensashimi, bei dem ich gekostet habe.
Das war sehr gut und mit allerhand Wiesenkräutern angerichtet. Und auch Forellenkaviar war dabei. Alles wirklich sehr gut. Das Sashimi zerging auf der Zunge, die Kräuter passten perfekt dazu. Eine gelungene Komposition.
Kommen wir zu den Hauptspeisen. Ich hatte mich für eine Rindsroulade entschieden.
Wie man vielleicht erahnen kann, war die Portion wirklich groß. Also von wegen, in Haubenrestaurants geht man hungrig wieder raus. Also zumindest bei der Wirtshausküche ist das beim Steirawirt definitiv nicht der Fall. Die Roulade war sehr zart, die Füllung ganz klassisch, aber doch mit irgendeinem Twist. Die Sauce war eine der besten, die ich jemals gegessen habe und das Püree war cremig und zart. Ein Volltreffer, hätte ich gesagt. Alles in allem Gold mit Sternchen!
Meine Mama hatte ein Schnitzel vom Freilandschwein. Da kann man sich bei der Bestellung aussuchen, ob man es gerne in Butterschmalz, Schweineschmalz oder Pflanzenöl gebacken hätte. Mama hat sich für Butterschmalz entschieden. Und dann kann man sich noch zwei Beilagen dazu aussuchen. Sie nahm hausgemachte Pommes Frites und einen Erdäpfel-Käferbohnensalat mit Kernöl.
Das Kernöl kam in einem eigenen Kanister zum Selbstdosieren auf den Tisch.
Der Bruder, der Koch, ist definitv sehr stark überall präsent. Nicht in Person, aber als Marke. Es gibt nämlich auch einen eigenen Shop, der zum Gasthaus dazugehört, in dem es anscheinend zahlreiche Produkte unter dieser Marke gibt. So schaut es zumindest von außen aus. Drinnen waren wir nicht.
Der Salat an sich sah so aus:
Auch das keine kleine Portion. Geschmacklich war er gut, aber mir persönlich waren die Erdäpfel teilweise noch zu fest. Ich hab Erdäpfelsalat gern breiiger. Gut war er aber auf jeden Fall.
Gut waren auch die Pommes, und ebenfalls eine große Portion.
Wir haben da zu dritt daran gegessen. Und last, but not least, gab es auch noch ein wirklich gutes Schnitzel:
Beziehungsweise zwei. Der Teller war groß, nicht die Schnitzel klein. Die waren laut meiner Mama auch exzellent. Die Panier ist richtig schön aufgegangen. Perfekt.
Mein Freund hatte ein Filet vom Rehbock.
Das Fleisch war wunderbar rosa und zart, auch wenn man das auf dem Foto leider gar nicht so sieht. Auch er war restlos begeistert. Die Beilagen waren alle super. Bei so manchem Kraut haben wir uns überlegt, was das jetzt ist, weil wir es nicht so genau zuordnen konnten. Aber auch das ein wirklich gelungenes Gericht!
Dazu haben wir noch sehr gute regionale Säfte getrunken.
Und dann seien noch die Toiletten erwähnt: Erstens gibt es dort was zum Lesen, falls es mal etwas länger dauert. Das finde ich schon sehr sympathisch. Aber noch sympathischer fand ich, dass es dort Gäste-Handtücher aus Frottee statt Wegwerfhandtüchern gibt. Die wirft man nach Gebrauch einfach in den bereitstehenden Korb. Ich finde das sehr nachhaltig und gut gelöst!
Fazit: Der Steirawirt bzw. die Geschwister Rauch werden den Vorschusslorbeeren und den Hauben absolut gerecht. Das Personal war professionell und freundlich und das Essen eigentlich fast zum Niederknien. Ich war schwer begeistert. Preislich ist man natürlich etwas teurer unterwegs als in einem normalen Gasthaus in der Steiermark. Der Qualität der Speisen sind die Preise aber durchaus angemessen. Die Rindsroulade kostete 22,- Euro, das Schnitzel lag bei 18,50 Euro und das Reh bei 29,00. Das Sashimi schlug mit 18,00 Euro zu Buche. Das Gedeck kostete 4,20 Euro pro Person. Wenn man die Grüße aus der Küche bedenkt, bekommt man das locker wieder rein.
Ich wüsste nicht, was man noch besser machen könnte – außer vielleicht die Erdäpfel im Salat noch ein bisserl mehr kochen. Die Bewertung fällt mir diesmal wirklich schwer. Mein Freund meinte sofort, dass ich die 10er-Karte zücken soll, da es besser nicht geht. Jetzt hat es mir aber insgesamt im Hiša Denk schon noch besser gefallen. Aber richtigerweise hat mein Freund angemerkt, dass wir dort die Degustationsschiene hatten, nicht die Wirtshausküche, und dass deswegen der Vergleich nicht statthaft sei. Da hat er schon nicht unrecht. Deswegen sei hier die Wirtshausküche bewertet und die verdient sie schon, die 10er-Karte.
Meine völlig subjektive Bewertung daher: 10 von 10 kochenden Brüdern