Ein kulinarischer Streifzug durch Prag

Der Mai ist stressig. Es gibt eigentlich kein Wochenende, an dem ich nicht irgendwo unterwegs war bzw. sein werde. Daher klappt das in diesem Monat mit dem regelmäßigen Post am Sonntag leider auch nicht so ganz. Ab dem Juni sollte es dann aber wieder funktionieren. Dafür schreibe ich jetzt einfach einmal mitten unter der Woche.

Am letzten Wochenende waren wir in Prag. Es war wunderschön, sowohl vom Wetter her als auch generell. Heute möchte ich mich den kulinarischen Genüssen des Wochenendes widmen.

Anfangen muss ich leider eher mit einem kulinarischen Desaster, dem Prague Beer Museum am Namesti Miru. Es gibt davon leider – oder zum Glück – keine Fotos, weil wir komplett darauf vergessen haben. Mein Freund aß einen Burger, ich ein gegrilltes Hühnerfilet mit Wedges und Champignonsauce. Nach einer relativ langen Wartezeit wurde beides relativ kalt serviert. Es war keine Freude. Der Burger war klein und unspektakulär. Mein Essen war leider auch nur mehr lauwarm. Das Fleisch war sehr trocken und zäh. Die Champignonsauce, die daneben serviert wurde, wäre wirklich sehr gut gewesen – aber leider war auch die komplett kalt. Alles in allem kein kulinarisches Highlight. Das Bier war allerdings ganz gut.
Meine völlig subjektive Bewertung: 2 von 10 Pfiffen.

Beim nächsten Abendessen war allerdings alles besser, viel besser sogar. Wir wollten gute böhmische Küche essen und die Bekannte einer Mitreisenden empfahl uns daraufhin das Vinhohradsky Parlament. Sie versprach uns tradtionelle böhmische Küche mit Twist und empfahl uns eine Tischreservierung, was wir auch brav machten. Als wir das Lokal betraten, dachte ich mir als erstes: Ojegerl. Hipsterbude. Das gibt sicher kleine Portionen um viel Geld. Weit gefehlt, kann ich nur sagen! Dieser Abend brachte mich mengenmäßig ans Limit.

Mein Freund wählte als Vorspeise das Beef Tartare.

Dieses kam bereits auf 4 getoasteten Brotstücken verstrichen, in einem Schälchen daneben Essiggurkerln und eine Kaper. Wie man sieht, hatten wir Hunger und zunächst aufs Fotografieren vergessen. Aber dann fiel es mir doch noch ein. Das Beef Tartare war wirklich hervorragend abgeschmeckt und die Portion reichlich. Einer unserer Begleiter aß zur Vorspeise eine Rindssuppe mit Fleisch- und Gemüseeinlage. Die war auch gut, meinte er.

Dann die Hauptspeise. Die waren für unser Empfinden nicht so klassisch böhmisch, wie wir es uns erhofft hätten. Sie hatten tatsächlich alle einen modernen Twist. Ich entschied mich für eine Rindsroulade, gefüllt mit hartem Ei, Gurkerl und Speck. So füllt die meine Mama auch immer, und so hab ich sie auch am liebsten. Lustig sind in Tschechien ja immer die Grammangaben auf der Speisekarte. Bei meiner Rindsroulade stand 300 g dabei. Das klang nach sehr viel – und das war es auch. Ich entschuldige mich für das schlechte Foto. Optisch sieht sie nicht so gut aus, aber sie war wirklich sensationell:

Dazu gab’s dann noch einen Teller Basmatireis. Der Speck in der Roulade war nicht fein aufgeschnittener Speck, der mitgewickelt wurde, sondern richtige Schinkenspeckstücke. Das Fleisch war sehr zart. Die Sauce war super abgeschmeckt und gemeinsam mit dem Reis perfekt. Alles in allem ein super Gericht, das mich durch seine schiere Größe allerdings doch an meine Grenzen brachte. Sehr an meine Grenzen. Ich war danach quasi halbtot. Aber gut war sie wirklich. Gekostet hat sie 228,- Kronen, also rund 9 Euro – was nix ist für die Qualität und die Größe.

Mein Freund aß eine Grilled Veal Rump Cap, also irgendein Kalbsteil.

Die von ihm gewünschte Garstufe wurde perfekt getroffen, es war auch sehr zart. Auch er war begeistert. 350 g übrigens, um wohlfeile 329,- Kronen (rund 13 Euro).

Ich war ja wie gesagt am Ende meines Esslimits, mein Freund hatte allerdings noch Platz für eine Nachspeise. Er wählte die Punschtorte mit Johannisbeer-Sorbet. Ich glaub, es war Johannisbeere.

Auch sehr gut angeblich. An unserem Tisch wurde auch noch ein Karamellkuchen mit Schoko gegessen, der auch exzellent ausschaute:

Ich konnte beides nicht einmal kosten. Es war mir rein quantitätsmäßig wirklich nicht mehr möglich.
Fazit: 9 von 10 Hipstern. Ich fand’s wirklich sehr gut. Übrigens scheint das Lokal wirklich sehr angesagt zu sein. Als wir gingen, war es gesteckt voll. Auch der Gastgarten. Also unbedingt reservieren!

Nach einem langen Verdauungsspaziergang gab’s dann Bierchen im District 3. Das District 3 ist auf den ersten Blick kaum sichtbar, da es im Gastraum extrem dunkel ist. Das Auge gewöhnt sich dann aber daran und es wird sehr gemütlich. Das kann natürlich auch am fortschreitenden Alkoholkonsum liegen. Wir hatten auf jeden Fall einen sehr netten Abend dort.

Am nächsten Tag kehrten wir nach langer Stadterkundung und einem Zwischenimbiss im Burrito Loco (war okay, Fastfood halt) am Abend im Mlsnej Kocour ein. Da war ich schon im Vorjahr mit meiner Mama. Deswegen wusste ich, dass es dort den guten böhmischen Braten gibt, nach dem wir uns schon so lange gesehnt hatten. Hier ist er, in all seiner Pracht:

Die Sauce war nicht ganz so süß, wie ich sie mir gewünscht hätte, aber dennoch sehr gut. Die Serviettenknödel waren super, böhmische Knödel habe ich aber schon bessere gegessen. Trotzdem war es alles in allem gut. Mein Freund hatte die Ripperln. Die waren laut seiner Aussage auch gut, allerdings hatte er auch Chicken Wings dabei. Vielleicht sind die Ripperln ausgegangen? Oder man baut darauf, dass die blöden Touristen den Unterschied nicht merken? Man weiß es nicht. Die Beilage waren rohe Karotten- und Selleriesticks. Das war etwas eigenartig. Aber vielleicht ist das in Tschechien der gesunde Ausgleich zu fettigem Essen? Der Braten lag preislich bei 199,- Kronen, also 8,- Euro. Das Essen war nicht so exzellent wie am Vortag, allerdings noch immer sehr gut.
Meine völlig subjektive Bewertung: 7 von 10 Germknödeln – wenn ich nur die Ripperln bewerte, 6 von 10 wegen der Chickenwings…

An unserem letzten Tag aßen wir zu Mittag dann im Pivovarsky Dum. Diesmal bestellte mein Freund den Braten, da er ihn noch nicht gegessen hatte an diesem Wochenende. So sah er dort aus:

Die Sauce war heller und endlich so süß, wie wir das gewohnt waren. Der Knödel war auch besser. Ja, die Portion war kleiner als am Vorabend. Wir haben aber auch eine kleine Portion bestellt. Ich habe mir ein Hühnerfilet in Honig-Sauce mit Erdäpfelpüree bestellt und war angenehm überrascht:

Das Hühnerfilet war überhaupt nicht trocken und wirkte wirklich gegrillt, nicht nur in der Pfanne gebraten. Ich glaube allerdings, dass es keine Hühnerbrust, sondern ein Teil der Oberkeule war. Aber trotzdem oder gerade deswegen sehr gut. Die Honigsauce war natürlich süß, passte aber perfekt dazu. Auch das Püree war sehr gut. Auch das war übrigens die kleine Portion.
Meine völlig subjektive Bewertung: 8 von 10 Honigbienen

Fazit: Prag ist sowieso immer besuchenswert, und auch kulinarisch gesehen ist Prag eine goldene Stadt! Abgesehen natürlich vom Totalausfall am ersten Abend. Es ist faszinierend, wie billig das Essen im Vergleich zu Österreich ist, auch bei offensichtlich sehr guten und angesagten Lokalen wie dem Vinohradsky Parlament, in denen man hochwertiges Essen bekommt! Erwähnt sei noch, dass das tschechische Bier natürlich auch wirklich gut ist – und so gut gekühlt! Das würde ich mir bei uns in Graz auch gerne überall wünschen. Aber leider hapert’s da manchmal ein bisserl…

 

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