Eine der seltsamsten Restaurantkombinationen, die mir jemals untergekommen ist, ist das Landhaus Ruckerlberg Yamamoto. Zum einen ist das Landhaus Ruckerlberg, so wie früher auch, ein traditionelles Gasthaus mit österreichischer Küche und Jausen. Zum anderen findet sich dort eine Filiale des besten Japaners von Graz, dem Yamamoto. Ob das was kann, musste von mir getestet werden. Ein Familienessen bot den willkommenen Anlass.
Die Kellnerinnen tragen alle brav Dirndl, wie es sich bei einem Stadtheurigen gehört. Sie waren sehr freundlich und brachten uns zwei Karten, die traditionelle und die japanische, die auch beide im passenden Look daherkamen.
Da ich schon ganz gierig auf Yamamoto-Sushi war, habe ich mich für ein rein japanisches Menü entschieden. Die anderen am Tisch aßen österreichisch, mein Freund wählte eine Kombination aus beidem.
Als Vorspeise aß mein Freund eine Fleischstrudelsuppe.
Und die war, ehrlich gesagt, nicht berühmt. Der Fleischstrudel war sehr hart und recht geschmacksneutral. Die Suppe war nicht gut. Ich habe sie gekostet und muss ganz ehrlich sagen, dass mich das Ganze an eine Kantinensuppe erinnert hat. Die Suppe war meiner Meinung nach keine echte Rindssuppe, sondern aus Pulver gemacht. Ich kann mich natürlich auch irren. Geschmeckt hat sie leider so.
Der Backhendl-Salat, der zum Großteil bestellt wurde, hat sehr gut ausgesehen. Ich habe ihn leider nicht fotografiert. Der war mit Vogerlsalat gemacht, die Hühnerbruststreifen waren mit Kürbiskernen paniert. Sah sehr gut aus und war laut den Testessern auch gut. Der Erdäpfelsalat war eher pampig. Also alles in allem guter Standard.
Mein Quasi-Schwager hat sich als Hauptspeise für Sushi Moriawase entschieden, das gut aussah und auch gut war. Er bekam es auch gleichzeitig mit bzw. sogar noch vor den anderen Hauptspeisen.
Mein Freund und ich hatten uns für Tamago-Nigiri und das Chirashi Sushi entschieden. Und das kam erst, nachdem alle anderen bereits fertig gegessen hatten und wir die Kellnerin darauf aufmerksam gemacht hatten, dass wir noch nichts bekommen haben. Kann passieren, war für uns aber doch etwas ärgerlich, da wir doch recht großen Hunger hatten.
Aber was dann kam, entschädigte für die Wartezeit. Zuerst einmal ein Foto vom wunderschönen Tamago.
Das war wunderschön. Die einzelnen Schichten waren schön zu erkennen. Und es war auch wirklich, wirklich gut, also gewohnte Yamamoto-Qualität. So gut bekommt man es sonst in Graz nirgends, auch nicht im Memori.
Auch das Chirashi-Sushi war sehr gut.
Es gab die vom Yamamoto gewohnte Fischvielfalt. Der Reis war gut, allerdings nicht so gut wie im Stamm-Yamamoto. Entweder hat Yamamoto Sensei sein original Sushi-Reisrezept nicht eins zu eins an die Franchise-Filiale weitergegeben – was ich total verstehen würde – oder die Köche müssen noch üben. Aber das ist Jammern auf wirklich hohem Niveau. Das Chirashi war trotzdem vom Feinsten. Beim Preis von 17,70 Euro war auch noch eine Misosuppe dabei. Die habe ich nicht fotografiert, weil sie eh alle gleich aussehen. Sie war auf jeden Fall auch sehr gut.
Fazit: Ganz ehrlich funktioniert die Kombination aus Landgasthaus und japanischem Restaurant für mich nicht. Es wirkt gekünstelt und ich verstehe den Sinn dahinter nicht. Ich würde verstehen, wenn die beiden Bereiche optisch getrennt wären. Die Räumlichkeiten wären dafür groß genug. Also auf der einen Seite ein cleaner, stylischer Bereich, in dem Sushi serviert wird, und auf der anderen Seite der traditionelle, rustikale Teil, in dem das Ausflugslokal sich austoben kann. Aber so, wie es ist, wirkt beides künstlich aufeinandergepropft. Es harmoniert einfach nicht. Abgesehen davon finde ich es auch eigenartig, wenn mir Personal im Dirndl in rustikalem Stadtheurigen-Ambiente hochklassiges Sushi serviert. Wäre die österreichische Küche auch eine gehobene, würde die Kombination besser funktionieren. Aber die österreichishe Küche ist defintiv eine gute, aber keine besondere und hebt sich nicht von anderen Ausflugslokalen ab. Leider ist es auch nicht gelungen, dass das Essen unserer Runde, die gemischt aus beiden Karten bestellt hat, gleichzeitig serviert wurde. Das war wirklich schade. Ich muss zugeben, dass allerdings wirklich viel los war und es vielleicht daran gelegen hat. Das japanische Essen war auf jeden Fall hochklassig. Im Stamm-Yamamoto ist der Fisch allerdings schöner geschnitten, aber da merkt man natürlich die langjährige Erfahrung des Yamamoto Sensei. Übung macht einfach den Meister.
Meine völlig subjektive Bewertung: 7 von 10 Dirndlkimonos
Das japanische Essen wird von mir getrennt mit 8 von 10 Kimonodirndln bewertet
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