Endlich einmal Haubenküche, die hier besprochen wird. 2 Hauben, 15 Punkte – wenn die 2017er-Wertung noch aktuell ist.
Das erste Mal war ich vor wirklich vielen Jahren im Malerwinkl, als er noch keine Hauben hatte. Auch das Hotel gab es damals noch nicht, glaube ich. Ich kann mich noch erinnern, dass es schon damals die künstlerische Gestaltung gab, die Liebe zum Detail, den Chef des Hauses, der mit viel Freude an der Arbeit war und uns damals, als er mitbekommen hat, dass mein Papa Fischer ist, ganz stolz den gerade fangfrisch vorbeigebrachten, ganzen Zander präsentiert hat. Das war wirklich ein schöner Nachmittag.
Jetzt, viele Jahre später, hat uns wieder ein Familienessen dorthin geführt. Wir hatten einen Tisch um 12:30 Uhr reserviert. Bis wir alle vollzählig waren, war es dann schon nach 13 Uhr. Bezüglich Verspätungen soll es bei Haubenlokalen ja oft sehr streng zugehen. Das war beim Malerwinkl – zum Glück – definitiv nicht der Fall. Wir hatten einen Tisch im überdachten Gastgarten, der künstlerisch dekoriert und sehr gemütlich ist. Die Kunst begleitet einen im ganzen Haus, da Peter Troißinger ja auch Künstler ist.
Wir waren alle noch a bisserl gestresst und hektisch von den Vorfällen, die zu unserer Verspätung geführt hatten. Zuerst einmal Getränke bestellt, damit das erledigt ist. Johannisbeersaft. Der Lehrling bringt’s, stellt das erste Glas schief auf den Tisch. Das fällt um, zerspringt, er will reflexartig danach greifen – und schon hatte mein Freund den Inhalt der anderen beiden Gläser auf Rücken und Hose. Und der Saft war auch auf dem Boden. Und auf dem Sessel. Und auf dem Tisch. Kann passieren – und hat der Stimmung am Tisch ehrlich gesagt definitiv geholfen, weil die Anspannung dadurch aufgelöst wurde. Wir hätten’s so allerdings trotzdem nicht gebraucht. Wir wurden daraufhin an einen anderen Tisch gebeten, damit das Schlamassel geputzt werden konnte. Und das war ein ganz schöner Auftrag. Es wurde geschrubbt, was das Zeug hält. Der Tisch und die Fliesen waren nämlich leider ganz schön aufnahmebereit für den Saft.
Nun gut. Der Lehrling dürfte hinter den Kulissen ganz schön zusammengestaucht worden sein. Danach war er beim Servieren wirklich SEHR vorsichtig, auch an den anderen Tischen. Wie gesagt: Das kann einmal passieren, er hat sich bei meinem Freund auch entschuldigt. Allerdings hätten wir auch eine kurze Entschuldigung von den Chefleuten bei meinem Freund erwartet, die so aber leider nie kam. Ich nehme an, dass das in der Putz-Hektik irgendwie vergessen wurde.
Aber kommen wir nun zum Essen, das unfallfrei an den Tisch kam und wirklich sehr gut war. Mein Freund aß als Vorspeise die Paradeiser-Raritäten Suppe.
Ich hab sie gekostet und fand sie gut. Eine gute, solide Tomatensuppe.
Als Hauptspeise habe ich mich für den Bio Saibling mit Erbsen-Kohlrabigemüse, Kräuter-Risotto und Safransauce entschieden.
Hier noch das Risotto:
Eine gute Entscheidung, muss ich sagen. Der Fisch war perfekt gegart, die Fischhaut sehr knusprig und gut. Auch die Beilagen waren perfekt. Die Sauce hat alles gut abgerundet, und es sah optisch auch sehr ansprechend aus.
Meine Mama aß an ihrem 75. Geburtstag das erste Kalbswiener ihres Lebens, vom Hatzendorfer Milchkalb.
Das kam begleitet mit Petersilkartoffeln und Cranberry-Preiselbeeren. Das war recht dünn, aber geschmacklich gut.
Mein persönliches kulinarisches Highlight war allerdings, völlig unerwartet, der gemischte Salat!
Ganz ehrlich: Ich hab noch nie so einen guten gemischten Salat gegessen. Alles frisch und knackig, aber der Hammer waren die Dressings der Salate unter dem grünen Salat, die aus normalerweise völlig unspektakulärem Karottensalat etc. ein wahres Geschmackserlebnis gemacht haben. Es ist leider schon wieder länger her, ich habe mir keine Notizen gemacht und weiß jetzt leider nicht mehr genau, was an den Dressings besonders war und welche Salate es waren. Stupid me! Aber dieser Salat war wirklich sensationell!!!
Danach ließen auch die Nachspeisen unsere Herzen höher schlagen. Hier der Eiscafé:
Ja – Eiskaffee halt. Der (oder das?) Krokant war gut. ich weiß jetzt nicht genau, aus was der war – mein Gedächtnis ist ein Sieb. Er war auf jeden Fall gut.
Ich hatte mich für die Cremeschnitte entschieden:
Die war sehr, sehr gut. Ich war auch froh, dass sie hingelegt und der Deckel aus Einzelplatten war. Sie war so wesentlich einfacher zu essen. Die Creme war super, schön locker.
Und dann kamen noch die Desertvariationen auf unseren Tisch:
Diese Portion ist durchaus für zwei Essende geeignet und bot eine bunte Auswahl. Ich hätte gerne das Marilleneis gehabt. Da war ich dann fast ein bisserl neidisch, muss ich sagen. Laut den beiden, die sich das ganze geteilt haben, war’s auch sehr gut.
Und zum Schluss gab’s dann noch eine Runde Eierlikör vom Haus. Ich dachte zuerst, das sei eventuell eine Entschuldigungsrunde für uns. Aber anscheinend bekommen die alle Gäste zum Abschluss.
Die Almdudlerflasche steht nur zufällig im Bild und hat nichts mit dem sehr guten und sehr schön servierten Eierlikör zu tun.
Und dann, beim Bezahlen, meinte ein Familienmitglied, dass sie eigentlich gerne eines der Weingläser, auf dem “Malerwinkl” eingraviert war, mitnehmen würde, und meine Mutter fragte, wie viel das koste. Und da bekamen wir das Glas geschenkt, mit der Anmerkung: “Nach dem, was heut passiert ist, schenk ich euch das Glasl gerne.” Das war natürlich wirklich ein schönes Entschuldigungsdankeschön – nur hatte da halt mein Freund, der ja eigentlich betroffen war, nicht viel davon. Aber genug gejammert diesbezüglich 😉
Fazit: Auch wenn der Nachmittag ein bisschen holprig begonnen hat, war es dann doch ein sehr schöner mit sehr gutem Essen. Missgeschicke können wie gesagt passieren, und es wurde charmant damit umgegangen. Wir hatten witzigerweise tatsächlich jede/r nur ein Getränk an diesem Tag und Herr Troißinger meinte dann humorig zum Lehrling: “Siehst, die hom sie nix mehr zum Trinken bestellen ‘traut vor lauter Angst.” Wir fanden’s lustig – ich weiß nicht, ob der Lehrling das auch so gesehen hat. Mein Essen war wahrhaft exzellent. Ich träume noch immer des Nächtens vom Salat, auch der Fisch war wirklich ausgezeichnet und das Ambiente im Malerwinkl ist sowieso einzigartig.
Meine völlig subjektive Bewertung: 9 von 10 Besteckskulpturen